7 Schritte zum Verzeihen
1. Objektivieren des auslösenden Ereignisses
Indem ich mich frage,
- Was genau ist passiert?
- Was davon sind Fakten?
- Was sind Gefühle?
kann ich zwischen Gefühlen und Fakten trennen. Ich stelle mir zwei Achsen im rechten Winkel, mit den Skalen 1-10 vor. Y- Achse steht für Gefühl, die X-Achse für die Fakten. So kann ich besser relativieren und prüfen, ob mein Gefühl auch angemessen ist oder ob ich überreagiere. Das ist dann der Fall, wenn ich niedrige Werte auf der X-Achse (Fakten) und hohe Werte auf der Y-Achse (Gefühle) habe.
Sollte letzteres der Fall sein, habe ich mich zu fragen, wie es zu dieser Überreaktion kommt? In den meisten Fällen fand eine Bewertung des auslösenden Ereignisses statt, die nicht unbedingt richtig sein muss. Wir bewerten immer, aber nicht immer korrekt. Diese Bewertung, die durch unser Filter- und Bewertungssystem beeinflusst ist, kann ich durch eine Diskussion überprüfen. Dadurch kann ich den emotionalen Teil durch die Diskussion im inneren Monolog gestalten. Ich habe es in der Hand einen positiveren Effekt zu erzeugen: Die Höhe des Punktwertes auf der emotionalen Seite, kann ich gestalten!
2. Handeln statt grübeln
Ich werde End-Täuschungen nicht mehr in mich hineinfressen. Es ist lediglich das Ende einer Täuschung. Dafür kann ich sogar dankbar sein. Statt dessen suche ich mir vertraute Menschen und sprechen mit ihnen über meine Erfahrungen. Das befreit mich aus dem Teufelskreis des Verletztseins. Ich treffe mit mir eine Vereinbarung:
Ich will und werde etwas tun, damit ich mich besser fühle.
Dadurch schaffe ich die Wende vom Leiden zum Handeln.
Dabei geht es mir in erster Linie nicht um Versöhnung oder „klärende Gespräche“, sondern dass ich mir selbst und meinem Körper etwas Gutes tue:
- ein Bad,
- ein Spaziergang,
- eine Runde Sport.
- höre Musik,
- träume oder
- fahre Motorrad oder
- gehe reiten.
Wenn nötig, sage ich sogar einen Termin ab.
Man muss seinem Leib Gutes tun, damit die Seele Lust hat,
darin zu wohnen.
(Winston Churchill)
3. Perspektive erweitern – Chancen erkennen
Ich werde meine Perspektive erweitern, sie wachsen lassen.
Vergebung bedeutet nicht notwendigerweise, dass ich mich direkt mit der Person versöhne, die mir etwas angetan hat. Es geht auch nicht darum, deren Verhalten stillschweigend zu dulden oder gar zu billigen. Es kommt vor allem darauf an, dass ich Frieden finde und Ballast aus der Vergangenheit abwerfe. Wie der Mann mit den Mühlsteinen (siehe Geschichtensammlung). Ich nehmen das an, was mir angetan wurde, nicht nur persönlich, sondern ich sage mir: Dadurch habe ich eine wichtige Lebenserfahrung gewonnen. Die Tür hinter, der ich Leid oder gar Angst vermute ist die Tür zu mehr. Mehr Erfahrung, mehr verstehen, mehr… Sie mutet mir etwas zu, kann mich aber etwas lehren. Sie hat mich getroffen, aber sie darf mich nicht umwerfen. Ich sage mir:
Ich habe Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle. Diese Wut, diese Enttäuschung und all die anderen Emotionen, die machen etwas mit mir, sie überfluten mich manchmal sogar. Aber es geht darum, in meinem eigenen Haus wieder mein eigener Herr zu sein.
4. Nicht halten, nicht begehren
Nicht begehren, sondern sich freuen über das was ist. Ich erwarte von anderen Menschen nicht Dinge, die diese nicht freiwillig geben. Ich erwarten das auch nicht vom Leben an sich.
Statt dessen malen ich auf einen Zettel die 5 wichtigsten Gaben, die ich vom Leben erwarte, z.B.
1.Geborgenheit
2.Von anderen geliebt werden und lieben dürfen
3.Gesundheit
4.Kraft und Energie
5….
Ich zeichnen neben jede Gabe eine große Wolke und schreiben hinein, von wem diese Gabe kommen soll. Dann ergänzen Sie jede Wolke mit einem großen „Ich und …“.
5. Loslassen
Ich prüfen selbstkritisch, ob das Festhalten an der Verletzung nicht auch ein Machtthema für mich ist. Das kann in doppelter Weise der Fall sein: Solange ich mich auf meine Verletzungen konzentriere, geben ich der Person, die mich verletzt hat, Macht über mich! Umgekehrt kann ich als Verletzter auch unbegrenzt Macht über den Schuldigen ausüben. In beiden Fällen gilt:
Ich mache es wie der Staat und lasse Übeltaten verjähren. Statt „lebenslänglich“ muss es ein zeitliches Ende geben. Ich stelle mir Luskins Frage:
„Wer hat es verdient, davon verletzt zu sein?“
Auch für meine nächsten Freunde und Feinde gelten die Menschenrechte!
6. Zulassen
Frederic Luskin empfiehlt, in jeder Beziehung (von der Familie bis zum Staat) einen Raum zu schaffen, in dem man verschiedener Meinung sein und bleiben kann. Alle Beteiligten sollten solche Bereiche abstecken, in denen das ewige „Ich habe Recht und du hast Unrecht“ einfach ruhen darf. Menschen, selbst gute Freunde zu verletzen und von ihnen verletzt zu werden – das ist schmerzlich, gehört aber zum Leben. Ich ermutige mich mit Sätzen wie diesem von Winston Churchill:
„Erfolg bedeutet, von Niederlage zu Niederlage zu gehen, ohne den Enthusiasmus zu verlieren.“
7. Zur eigenen Barmherzigkeit finden
Das Universum ist auf meiner Seite. Ich bin barmherzig zu meiner eigenen Seele. Ich entlaste mich von der Dauerqual, verletzt zu sein. Die Wunde halte ich nicht weiter offen. Statt dessen gönnen ich mir selbst Vergebung, auch wenn mir das ungerecht erscheinen mag. Ich gönnen mir die Vergebung aus ganz egoistischen Gründen. Der persische Mystiker Rumi sagt: „Die Seele ist zu Ihrer eigenen Freude da.“
Frei nach:
Fred Luskin, „Die Kunst zu verzeihen”, mvg Verlag, München 2003